Kultur-Redaktion des Winterthurer Landboten

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Konzert vom 01.07.06: Stimm–Inszenierungen

Noch frisch sind die Spuren des jungen Stimmensembles „VOXLabYrinth. Mit „nocturne improvisée“ machte es am Samstagabend in Winterthur auf sich aufmerksam.

Man mag sich in mancherlei Hinsicht fragen, wie das gehen soll: Da tun sich sieben Sängerinnen aus Deutschland und der Schweiz zusammen, um der Stimme den „gemütlichen Boden der Konvention“ zu entziehen und scheuen weder reale noch künstlerische Distanzen. Der Stimme und ihren vielfältigen Möglichkeiten auf den Grund zu gehen, ist ihr gemeinsames Anliegen. Da wird gezischt, gesprochen, gewispert, gelacht, gewimmert, gemeckert, frohlockt, geschrien, geschnalzt, gesummt oder untertönig gebrummt, nur mit dem Singen hatten es die labyrinthischen Stimmen nicht eilig.

Im vergangenen Jahr erst taten sich der Luzerner Bruno Amstad, die Bernerin Franziska Baumann, die Berlinerinnen Monika Lilleike und Ate Schell, der Winterthurer Andreas Stahel, die Zürcherin Saadet Türköz sowie die Winterthurerin Franziska Welti zusammen, um der Stimmarbeit nach innen und aussen neue Impulse zu geben. Im „nocturne improvisée“ im Foyer von Musikschule und Konservatorium musste VOXLabyrinth an diesem Abend ohne Bruno Amstad auskommen, doch die besonderen Regularien des Improvisierens liessen keine Lücke klaffen. Stimmlich schwang genügend Energie im Raume, und auch Liebhaber ausgesprochener Stimmakrobatik kamen nicht zu kurz. Es gab die Momente, in denen die aus den Stimmritzen quellenden Laute wie elektronisch generiert klangen. Da schloss sich der Kreis, waren die technischen Reproduktionsmittel ihrerseits Vorbild für menschliche Wiedergabeverfahren geworden.

Eine willkommene Gliederung erfuhr der vierzigminütige Vortrag durch die aktive Nutzung des vorhandenen Raumes. Türen, Treppen, Galerien und Ebenen wurden „bespielt“. Sogar ein „de profundis“ wurde inszeniert:

Dass nicht eben viele Zuhörer zu später Vormitternachtsstunde den Weg an die Tössertobelstrasse fanden, obwohl der Anlass im Rahmen der Julifestwochen für Besucher gratis war, mag noch an der Unbekanntheit des Spezialitätenensembles liegen. Falls es die Akteure schaffen sollten, in Zukunft eine kontinuierliche Arbeit zu realisieren, dann wird sich dies sicherlich binnen Kürze ändern.

Anja Bühnemann